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Joerg Reiter - Frank Kuruc

Presse


Zwei vereint in gleichem Geiste
Jazz: Neue Duo-CD der beiden Mannheimer Professoren Joerg Reiter und Frank Kuruc begeistert durch traumhafte Dialoge
Duos beziehen ihre Faszination immer aus dem Moment der Annäherung. Zu beobachten, wie zwei Spielpartner aufeinander eingehen, sich vielleicht auch mal aneinander reiben, dann doch zueinander finden, sich ergänzen und vereinen – das macht gerade auch in der Improvisationswelt des Jazz den ganz besonderen Reiz dieses intimsten aller musikalischen Formate aus. Vielleicht weil es den alten, zutiefst menschlichen Traum harmonischen Miteinanders, ja sogar einer höheren Unio Mystica, beschwört.
Manchmal wird dieses Wunschbild Wirklichkeit. Das Duo des Stuttgarter Pianisten Joerg Reiter und des Gitarristen Frank Kuruc ist so ein Glücksfall. Sie zelebrieren auf ihrer ersten gemeinsamen CD „April Lights“, die ausschließlich Eigenkompositionen enthält, die Kunst inniger Zwiesprache nahezu bis zur Vollendung. Wenn die beiden Jazz-Professoren, die an der Mannheimer Musikhochschule lehren, musizieren, klingt das aber nach allem anderen als nach einer akademischen Lehrstunde. Der Duo-Jazz der beiden Virtuosen glüht vielmehr vor emotionaler Wärme und versprüht pure, wundersame Magie.
Man fühlt es bei jeder Note: Hier haben zwei zueinander gefunden, die bei aller Unterschiedlichkeit – Reiter ist ein Instrumentalist der Klangfülle, Kuruc eher ein Vertreter sparsam konzipierter Statements – in gleichem Geiste musizieren.
Zwei Romantiker, die ihre sensiblen Zwiegespräche in einer verfeinerten, höchst kultivierten Diktion führen. Die ist zwar weit entfernt von der Bodenständigkeit des Blues, verweist stattdessen auf die delikaten Nuancierungen klassisch-europäischer Klangkultur, birgt aber trotzdem stets das Moment jazziger Spannungsfülle in sich.

Überschäumende Energie
Das ist zu spüren in den weitgeschwungenen, ausschweifenden Diskant-Phrasen des Pianisten, deren überschäumende Bewegungsenergie immer auch bis an die Grenzen der Harmoniestrukturen drängt. Oder in der subtilen Klangmodellierung im Spiel des Gitarristen, der die Töne gerne beugt und krümmt; man fühlt sich dabei erinnert an den Gypsy-Sound von Django Reinhardt oder Philip Catherine.
Das Duo Reiter/Kuruc ist traumwandlerisch aufeinander eingeschworen. Beide eint das Bestreben, alles Erdenschwere hinter – oder besser gesagt unter – sich zu lassen und sich dem Flug der Ideen hinzugeben. Mit behänder Leichtigkeit, verblüffender Eloquenz und einer im Jazz selten gewordenen Eleganz vollführen sie ihre Solokapriolen, bei denen technische Limitierungen keine Rolle zu spielen scheinen. Reiter entlockt seinem Flügel eine orchestrale Klangfarbenvielfalt:
Man wähnt säuselnde Flöten und wogende Violinen, kieksende Oboen oder dröhnende Bassgeigen. Er liebt das Schwelgen in Opulenz. Nutzt die ganze sonore Palette von fast schon entmaterialisiert wirkenden, dämmrigen Arpeggios und harmonischen Verschleierungen (wie in den zarten Valeurs des Titelstücks) bis hin zu perkussiv zupackenden Stakkato-Kaskaden und rollenden Tremolo- Sequenzen (etwa in dem flamencoartigen Titel „Kristina“). Kuruc brilliert mit metallisch geschliffenen, fein ziselisierten Single-Note-Linien und dramatisch effektvollen Tonbeugungen, die seinem Spiel eine betörende Gefühlsnote verleihen. In dem rhapsodischen „When The Sun Lights Up The Future“ setzt er so den Klangwogen des Klaviers subtilste Halleffekte gegenüber, als wolle er jeden Gitarrenton vor dem Verklingen bewahren; selten hört sich Melancholie so sanft an. Und „Jaco Past“, eine Hommage an den früh verstorbenen Bassisten Jaco Pastorius, lädt Kuruc durch dezent eingesetztes glockenartiges Dröhnen und schluchzende Deklamationen mit bewegender Traurigkeit auf. Man lauscht gebannt – wie dem gesamten Album. Das macht auch Spaß, denn in den legendären Bauer-Studios in Ludwigsburg hat Toningenieur Adrian von Ripka diese traumhaften Jazz-Dialoge in einem detailreichen High-End-Sound mustergültig aufgenommen.
(Georg Spindler)
(Mannheimer Morgen 22.2.2011)


Zwiesprache
Jazz: Aus der Region frisch auf den Tisch: Joerg Reiter und Frank Kuruc haben kürzlich ihr Album APRIL LIGHTS veröffentlicht. Jetzt stellen sie es im Bix vor.
Obwohl sie sich seit langem kennen und auch Professorenkollegen an der Mannheimer Musikhochschule sind: das Duo-Projekt des Pianisten Joerg Reiter und des Gitarristen Frank Kuruc entstand erst im Frühjahr 2009. Gemeinsam eröffnete man im folgenden Sommer die Festivalwoche der Jazz-Open im Bix, allerdings damals zum Quartett erweitert.
Ein paar Tage später ging es dann – jetzt wieder im Duo – nach Ludwigsburg in die Bauer Studios, um die acht Stücke von „April Lights“ (erschienen bei NEUKLANG) einzuspielen. Es handelt sich ausschließlich um Eigenkompositionen, (fast) paritätisch verteilt. Die Kombination von E-Gitarre und Klavier ist selten, aber hier ein absoluter Glücksfall. Die beiden Musiker wechseln und ergänzen sich in der Melodieführung, spielen mal lyrisch, mal fast schon etwas rockig („Kristina“). Insgesamt ist es ein sehr verspielt-impressionistisches Album voller starker Ideen geworden, das man in diesem Bekenntnis zur Schönheit und zum leuchtenden Fluss der Ideen vielleicht von Pat Metheny und Lyle Mays erwartet hätte. „Together“ lautet der Titel des letzten Songs auf diesem Album. Besser kann man es nicht auf den Punkt bringen. (ukr)
(Stuttgarter Zeitung 16.11.2010)


Jazz live:
Der Pianist Joerg Reiter und der Gitarrist Frank Kuruc waren als Duo zu Gast im Bix – von Thomas Staiber
Gitarre und Klavier sind – von der Blockflöte einmal abgesehen – die am häufigsten gespielten Instrumente. Erstaunlicherweise sind solche Duos jedoch im Konzertbetrieb die Ausnahme. Wie schön die 88 Tasten eines Flügels und die sechs Saiten einer Gitarre zusammen klingen, erfährt ein Publikum von Musikgenießern im Bix.
Der Pianist Joerg Reiter und der Saitenkünstler Frank Kuruc – beide in Stuttgart wohnhaft und an der Musikhochschule Mannheim Professoren-Kollegen – haben auch schon mit Quartett musiziert; nun sind sie als Duo auf der Bühne. Obertonreiche Gitarrenflageoletts hallen durch den gut ausgesteuerten Klangraum. Mit einem perlenden Lauf von leichter Hand antwortet der Mann am Klavier.
Aus der Klangskizze schält sich ein melodiöses Thema heraus, das Kuruc vorstellt und Reiter mit fein ziselierter Ornamentik verziert.
Ein kurzer Blick, und die Rollen werden getauscht. Reiter improvisiert nun über das Thema, während Kuruc mit elaboriertem Akkordspiel rhythmisch begleitet. Langsam werden die Töne leiser und verebben schließlich. Es ist still im Club. Zögernd setzt der Applaus ein und wird stärker als ein Regenschauer.
„April Lights“ heißt die aktuelle CD mit lauter Originalkompositionen der beiden Jazzmusiker, die an einem Novemberabend vorgestellt wird.
Reiters schwelgerische Romantizismen, die er mit sparsamen Dissonanzen auffrischt, harmonieren mit der musikantischen Spielfreude von Kuruc, in der stets ein Hauch von Melancholie zu spüren ist. Beide haben eine Vorliebe fürs lebendige Fließen der Töne und für wohlklingende Weisen. Nach einer besinnlichen Hommage an Jaco Pastorius bringt die glutvolle Komposition „Kristina“ spanische Stimmung ins Bix. Und auch bei der temperamentvollen Soul-Jazz-Nummer „Caprice“ sind die Duo-Partner ganz in ihrem Element.
Hinterher erzählt der vielseitige Saitenkünstler Frank Kuruc diesen Musikerwitz: Was sagt ein Rock-Gitarrist zu einem Jazz-Gitarrist? „Zum Flughafen!“
(Stuttgarter Nachrichten 23.11.2010)


Joerg Reiter/Frank Kuruc: APRIL LIGHTS (Neuklang) ****
Von Aufbruch kündet nicht nur der Titel dieser CD, sondern auch das gleichnamige Eröffnungsstück: Gespannte Unruhe schwingt mit in poetischen Klangkaskaden aus dem Flügel, ein Träumen vom Sommer in gefühlvoll perlenden Gitarrenmotiven. Der gebürtige Waiblinger Joerg Reiter und Frank Kuruc, beide Absolventen der Musikhochschule Stuttgart, verzahnen ihre Instrumente wie zwei Seelenverwandte, spielen miteinander im besten Sinne, machen Emotionen hörbar. „Wassernixen“ ist ein fröhliches Planschen in musikalischer Neugier, „Sidelines“ eine Umarmung der Welt, die deren Widersprüche nicht leugnet – hier haben sich zwei gefunden. (ha)
(Stuttgarter Nachrichten 18.11.2010)

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